„Der Traum
Dunkelheit. Dröhnen. Erschütterungen. Stille. In mir drin, Sicherheit. Ich fühle, ich bin bei meiner Mutter. Alles wird gut.. Dunkelheit. Plötzlich ohrenbetäubende Geräusche, schrille Schreie, Putz und Gestein bröckelt mir schwer entgegen, die Luft wird knapp. Feuer ... Dunkelheit ... Ich schrecke hoch, schreie stumm, bin völlig verschwitzt.
Seit ich denken kann, gehört dieser Traum zu meiner Kindheit. Irgendwie war er von Anfang an da. Er war mein Albtraum. Regelmäßig besuchte er mich nachts. Kam er nicht, fing ich an, ihn zu vermissen. Nie veränderte er sich. Auf seinen Ablauf war Verlass.
Als Kind weinte und schluchzte ich leise. Als Erwachsene lernte ich damit umzugehen.
1970 geboren und in einer kleinen Familie mit Nachkriegskindern als Eltern, die ersten Jahre in Berlin-Prenzlauer Berg aufgewachsen, spürte ich schon früh den Krieg in mir. Flugzeuge, die über mein Kinderzimmer hinweg donnerten, machten mir Angst. Das Wohnviertel, düster, dreckig und voller Einschusslöcher, machten mich nachdenklich. Die Menschen, stumm, trostlos und unnahbar, in den viel zu großen, dunklen und kalt wirkenden Wohnungen, waren mir suspekt. Früh fühlte, spürte und witterte ich wie eine kleiner Hund, dass vor meiner Zeit etwas passiert sein musste.
Als ich lesen konnte, fräste ich mich durch Bücher über diese Zeit. Es war, als hätte ich in ihr gelebt. Anfangs fiel mir die große Kluft zwischen den erzählten Geschichten in meinen Büchern und den fehlenden Erzählungen zu Hause gar nicht auf. ...“(Pfingsten-Kleefeld, H. (2020). Kriegsenkelgefühle. Grit Heyse: Der Traum, Teil 1)
Und diese Symbole wollen entschlüsselt werden, denn es ist für jeden von uns ein Unterschied, ob ich z.B. auf einem Fahrrad oder in einem Zug vor jemandem die Flucht ergreife, da ich auf dem Fahrrad durch eigene Muskelkraft vorwärts komme und einem individuellen Weg folge, derweil ich in einem Zug von dessen Schnelligkeit abhängig bin und mich auf einem kollektiven Weg mit eingefahrenen Gleisen bewege.
Ein Symbol ist ein stark persönlich oder kollektiv aufgeladenes Sinnbild unserer WIRK-lichkeit und verfügt über eine starke Macht.
Mit einem Symbol kommen wir unserem Unbewussten ein ganzes Stück näher.
Meiner Meinung nach kommen wir über 4 verschiedene Zugänge in dieses unbewusste Feld unserer selbst:
1. über unsere nächtlichen Träume
2. über unsere Lieblings- oder Hassmärchen aus unserer Kindheit
3. über unsere Krankheiten
4. über Hypnose, Aufstellungsarbeit etc.
Ein Symbol, dass jeder von uns kennt, ist die Rose. Die Rose steht positiv aufgeladen für die Liebe und negativ durch ihre Dornen für Angst vor realen Beziehungen. So wie die Farbe Rot einerseits für die Liebe und andererseits auch für Aggressivität und Wut steht.
„Das Mobiltelefon hat sich heutzutage zum am stärksten aufgeladenen Symbol entwickelt. In unserer narzisstischen Zeit ist die Einsamkeit der Seele enorm angewachsen. Das Mobiltelefon symbolisiert beides zusammen und auf ein Mal: die Einsamkeit der Seele und den Versuch, diese zu überwinden. ... Das Mobiltelefon ist zum surrealen Träger der eigenen Identität geworden; ein zweites Ich, wobei sich das wahre Ich mehr und mehr auflöst, entleert und in das technische Gerät hinein schwingt. [...] Das Mobiltelefon ist damit zu einem heiligen Gerät geworden; die Verbindung zum Leben schlechthin ...“ (Koeppe, 2018)
Diese Symbole, die in unseren Träumen vorkommen haben nicht nur eine positive und eine negative Bedeutung, sondern können auch objektiv oder subjektiv betrachtet werden. Träume ich z.B. von meiner Mutter, dann kann ich auf der Objektstufe das Verhältnis zu meiner Mutter im Alltag betrachten oder auf der Subjektebene eher meine eigenen mütterlichen Seiten und Anteile.
Träume, mit denen wir uns auf jeden Fall beschäftigen sollten sind:
= Angst und Albträume
= immer wiederkehrende Träume
= Träume während Krisen- oder Krankheitssituationen
In dem Albtraum meiner Kindheit kamen Symbole wie Mutter, Feuer (Transformation) und Dunkelheit (Geheimnis) vor. Wäre es mir damals schon möglich gewesen, Träume zu entschlüsseln, so hätte ich darauf kommen können, dass es um ein Geheimnis in der mütterlichen Ahnenlinie und dessen Transformation ging.
Ich sollte sprichwörtlich, wenn auch erst Jahrzehnte später, Licht ins Dunkel bringen. Was ich auch tat.
“ Die Verbindung zwischen Gelesenem und der Vergangenheit meiner Familie erschloss sich mir erst spät, als 38-Jähriger. Aber da mit Wucht. Wo waren meine Vorfahren in dieser Zeit? Warum weiß ich kaum etwas von damals? Als mir klar wurde, dass ich nicht einmal den Vornamen des Mannes, der mein Großvater gewesen ist, kannte, weil meine Großmutter, wenn überhaupt, ihn nur bei seinem Nachnamen nannte, begann die systematische Suche nach meiner fehlenden Familiengeschichte.
Über Archivanfragen, Briefe und Fotografien schloss ich nicht nur Lücken, sondern grub immer neue Fragezeichen aus. Immer mehr rote Fäden kamen zum Vorschein. Die Sache mit den starken Frauen und ihrem Hass auf Männer. Oder, warum Liebe kaum zu ertragen war.
Schwarze Schafe, die erst dazu gemacht wurden, Väter, die sich nicht kümmerten und Mütter, die nie Muttergefühle entwickelten. Schwangerschaften vor der Hochzeit, Heirat ohne Liebe, Fehltritte aller Art zeigten sich. Aber auch Affenliebe, Übermutter und wahre Liebe - und die väterliche Familie als Gegenentwurf zur mütterlichen - stehen mir in unserem Familienrepertoire zur Verfügung.
Und - mir wurde mit einem Mal bewusst, dass keiner meiner nahen Verwandten je Flucht oder Bombenkrieg erleben mussten. Woher kam also dieser Traum?
Die Fäden entwirrten sich in einer Schnelligkeit, der mein Kopf kaum folgen konnte.
In dieser Zeit traf auch Post von der „Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ aus Berlin ein. Dort stand es schwarz auf weiß geschrieben: Mein Großvater war vor seiner Ehe mit meiner Großmutter schon einmal verheiratet. Heimatanschrift: Leipzig. Umgehend schrieb ich an die Stadt Leipzig und bekam schneller als erwartet die Sterbeurkunden seiner ersten Familie zugesandt. Frau und Kind starben bei einem Luftangriff im April 1945. Die 28-Jährige Mutter wird ihre erst einjährige Tochter Margarete auf dem Arm gehabt haben, als das Feuer und dann die Dunkelheit kamen.
Mein Name ist Grit.
Grit ist die Kurzform von Margarete.
Seit Margarete und ihre Mutter ihren Platz in unserer Familie eingenommen haben, seitdem ist der Albtraum verschwunden.
Nie wieder habe ich vom Krieg geträumt.
Ein Familientabu von vielen war gelüftet.“
(Pfingsten-Kleefeld, H. (2020): Kriegsenkelgefühle. Grit Heyse: Der Traum, Teil 2)
Die Traumdeutung hilft uns also Verborgenes ans Licht zu holen und ins Bewusstsein zu bringen. Dadurch können wir einen größeren Überblick bekommen und im besten Falle Zusammenhänge erkennen, die sich uns sonst nie erschlossen hätten.
Es lohnt sich also unseren Träumen mehr Aufmerksamkeit und Beachtung zu schenken, denn sie befinden sich in unseren 95% Unterbewusstsein, wogegen wir mit nur 5% Bewusstsein unterwegs sind. Auf diese Art und Weise wäre es uns möglich viele Schätze zu bergen, um unser Leben in mehr Leichtigkeit und Fülle zu bringen.
Ein kleiner Tipp für die Traumerinnerung:
Lege Dir ein Traumtagebuch zu, dass wirklich nur für Deine Träume und deren Deutung zur Verfügung steht. Trage stichwortartig die Hauptsequenzen Deines Traumes ein, so dass Du Dich daraufhin wieder vollständig an ihn erinnern kannst. Gib dem erinnerten Traum eine Überschrift, die schon anzeigt, worum es geht. Beginne nun mit Deiner Deutung. Du kannst dabei nichts falsch machen. Höre vor allem auf Dein Gefühl und Deine Intuition. Du weißt am besten aus Deinem Kontext heraus, worum es gehen könnte. Hole Dir zu Beginn gern ein Traumdeutungsbuch hinzu oder google in entsprechenden Traumdeutungsportalen. Du wirst merken, dass Du mit der Zeit immer sicherer im Umgang mit Deinen Träumen wirst und wie sich noch viele weitere Traum-Wege aufzeigen, deren Inhalt hier in diesem Blogbeitrag den Rahmen sprengen würde.
Und kommst Du allein nicht weiter, dann melde Dich gern bei mir und wir schauen gemeinsam auf Deinen Traum im Kontext Deines Lebens.
Bücher:
Koeppe, K. (2018). Die Macht der Symbole in unserem Alltag: Von der Kunst mit Symbolen zu kommunizieren. CreateSpace Independent Publishing Platform.
Pfingsten-Kleefeld, H. (2020). Kriegsenkelgefühle: Kinder der Kriegskinder schreiben von Sehnsucht, Mut und Wagemut (3. Aufl.). Braunschweig: Verlag Worte & Leben.
Vollmar, K. & Lenz, K. (2013). Traumdeutung (4. Aufl.). München: Gräfe & Unzer Verlag.
Links: