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2. Advent: Schöne Zeit - Zwei(h)nachtszeit

Grit Heyse • 6. Dezember 2020


Endlich Weihnachten! Endlich sieht man Geschwister, Eltern, Nichten und Neffen wieder. Und damit nicht genug. Endlich kann man selbst neben der wieder schwangeren großen Schwester mal von einem richtig großen Ereignis beim alljährlichen Austausch von Neuigkeiten berichten - denn endlich: der Antrag! Das junge Pärchen ist verlobt! Und das freut vor allem die Eltern!
Wann und wo soll die Hochzeit stattfinden? Wie viele Gäste sollen kommen? Soll die Trauung standesamtlich oder kirchlich durchgeführt werden? 
Viele Fragen prasseln auf das glückliche Pärchen ein und und es freut sich über das Interesse, die Aufmerksamkeit und am meisten, auch wenn sie viele Fragen noch nicht beantworten können, auf die bevorstehende Hochzeit. 


Anschließend beginnen die Großeltern in der Küche das Festessen vorzubereiten. Der einzige Bruder der Geschwister verschwindet auf einen alleinigen Spaziergang und während die Schwestern mit den Kindern spielen und die Schwager sich unterhalten, wirft sich das baldige Ehepaar immer wieder verschmitzte und verliebte Blicke zu und nutzt jede Gelegenheit zum Kuscheln und Küssen.

“Das ist wieder mal typisch. Die zwei verbringen jeden Tag zusammen und können nicht mal im Familienkreis für wenige Stunden die Finger voneinander lassen?”, denkst Du, wie auch die anderen Familienmitglieder?


Ja und Nein. 

Der gemeinsame Alltag des Pärchens ist, wie der Name schon verrät, von alltäglichen Situationen bestimmt. Beide gehen einer Ausbildung oder einem Beruf nach, müssen Einkaufen, Wäsche waschen und was sonst noch alles zum Alltag gehört, erledigen. Dabei bleibt nicht viel Zeit für Zweisamkeit. Sie haben gelernt zu harmonieren, sich gegenseitig abzustimmen und gemeinsame Gewohnheiten zu entwickeln. 

Feiertage wie auch das Weihnachtsfest bedeutet für das Paar endlich wieder Zeit. Zeit ohne Verpflichtungen und gleichförmige Routinen. Zeit, die sie sich endlich mal wieder in Form von Aufmerksamkeit gegenseitig widmen und schenken können.  


Zudem leitet die Verlobung vielleicht einen neuen Abschnitt der jungen Beziehung ein. Vorherige Unstimmigkeiten scheinen nicht mehr wichtig für die einzelnen Partner. Durch die bevorstehende Hochzeit scheint jeder für sich endgültig und im vollem Umfang ja zu dieser Beziehung zu sagen und das bedeutet eine neue Hochphase für das Pärchen. Sie fühlen sich vielleicht wie frisch verliebt und können das „neue“ gemeinsame Leben kaum erwarten. Und mal ehrlich, wenn Du an Deine erste Verliebtheit einer Beziehung zurückdenkst, kannst Du es ihnen auch nicht wirklich verübeln. 


Ein weiterer Grund für das Verhalten des jungen Paares ist außerdem, dass beide glücklich sind dem Alltag zu entkommen. Denn Alltag bedeutet für das Pärchen nicht nur Gewohnheit und Routine, sondern auch Kompromisse und damit jede Menge Zündholz für Meinungsverschiedenheiten und Streit. 

Besonders vor anstehenden Feiertagen, Familientreffen oder anderen Feierlichkeiten, bei denen viel organisiert und gut geplant werden muss, ist die gegenseitige Abstimmung immer eine Herausforderung.

„Wie schon wieder bei dir? Ich dachte wir wollten abwechselnd Weihnachten bei deinen und meinen Eltern feiern?! Jaja dein Vater ist krank… jaja ich weiß… Aber ich möchte auch mal wieder bei meiner Familie feiern. Und außerdem kann ich deinen Vater nicht leiden…“  - „WAAS?!“


Bei Pärchen beginnt das Chaos des Weihnachtswunders meist bereits noch vor dem eigentlichen Weihnachtsfest mit den Fragen: Feiern wir zusammen? Und wenn ja, bei welcher Familie? Bei zwei Menschen müssen auch immer zwei Gefühle und Wünsche, Vorstellungen und Meinungen zusammengebracht und Mittelwege gefunden werden. Zwar haben sich die Partner einer Beziehung im Alltag gut zusammen eingelebt und gemeinsam Gewohnheiten gebildet, doch auch für sie ist das Weihnachtsfest in Familienkreisen eine besondere Situation. Ein Partner befindet sich immer in der vertrauten Umgebung der eigenen Kindheit, wodurch sich auch die Dynamik zwischen dem Liebespaar ändert. 


Kommunikation ist dann das A und O! 


Doch das ist leichter gesagt als getan. Viel zu schnell werden Dinge im Affekt gesagt oder getan, die im Nachhinein gar nicht so gemeint waren oder die von Gefühlen, die der Partner zwar getriggert hat, aber nicht die Ursache dafür darstellt, geleitet werden. Natürlich ist es wichtig in einer Partnerschaft offen und ehrlich zueinander zu sein, doch mindestens genau so wichtig ist die Art und Weise der Formulierung. 


Gute Kommunikation kann man lernen. 


Eine der besten Kommunikationsmöglichkeiten ist die Vermittlung von Ich-Botschaften. 

„Ich beobachte,…“ als objektive und sachliche Beobachtung einer Situation;

„Ich fühle…“ als Ausdruck der echten, empfundenen Gefühle;

„Ich erwarte…“ zur Verdeutlichung der eigenen Bedürfnisse

und/oder „Ich wünsche…“ als Vorschlag für zukünftige Reaktionen. 

So ist es möglich seinem Gesprächspartner seine eigenen Gefühle und Gedanken verständlich zu machen ohne diesen zu kritisieren oder ihm das Gefühl zu geben, Schuld an etwas zu tragen. Gleichzeitig ist es genauso wichtig seinem Partner zuzuhören. Du solltest ihm das gleiche Gefühl vermitteln, verstanden, gesehen und gehört zu werden, wie Du es Dir von ihm wünschst. 


Natürlich löst diese Art der Kommunikation nicht selbstverständlich Meinungs-verschiedenheiten auf. Sie gibt Dir aber die Möglichkeit Deinen Partner besser zu verstehen, ihm Deine Sicht der Dinge zu erklären und somit ein harmonischeres Miteinander zu schaffen, ohne das Streit entsteht und sich einer angegriffen fühlt. 

Nur so kann in einer Partnerschaft ein für beide Seiten glückliches Weihnachtsfest geplant und erlebt werden.  

Für den Rest der Familie ist es ratsam, dem/n Pärchen der Familie Geduld und Toleranz entgegen zu bringen. Sie stehen an einem anderen Punkt in ihrem Leben. Zeig’ ihnen, dass Du Dich auf sie gefreut hast und dass Du Dich mit ihnen freust, indem Du ihrer Verliebtheit und ihrem Drang nach Zweisamkeit zu Feiertagen mit Gelassenheit begegnest. Lass sie an Deinen Erfahrungen im Beziehungs- und Familienalltag teilhaben und nimm an ihrem Beziehungsalltag und -feiertag teil. 
Bist Du selbst Teil eines Pärchens in der Familie, dann zeig Deiner Familie, dass Du Dich auch auf sie gefreut hast, auch wenn es zur Zeit andere Mittelpunkte in Deinem Leben gibt. Jeder Tag und jedes Familientreffen findet schließlich ein Ende und lässt Euch trotzdem noch genug Zeit für Zweisamkeit. Oder was haltet Ihr davon vor oder nach den Familienfeiertagen einfach noch zu zweit ein paar Tage Urlaub zu verbringen, um zweisame Energie für einen neuen Start in den Alltag zu tanken? 

Weihnachten ist ja schließlich ein Fest der Liebe, der Familien- und Paarliebe, oder? 

Und vergiss bei all den Dir merkwürdig erscheinenden Reaktionen nicht - hinter allem steckt ein Muster!
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