Endlich Weihnachten! Endlich sieht man Geschwister, Eltern, Nichten und Neffen wieder. Und damit nicht genug. Endlich kann man selbst neben der wieder schwangeren großen Schwester mal von einem richtig großen Ereignis beim alljährlichen Austausch von Neuigkeiten berichten - denn endlich: der Antrag! Das junge Pärchen ist verlobt! Und das freut vor allem die Eltern!
Wann und wo soll die Hochzeit stattfinden? Wie viele Gäste sollen kommen? Soll die Trauung standesamtlich oder kirchlich durchgeführt werden?
Viele Fragen prasseln auf das glückliche Pärchen ein und und es freut sich über das Interesse, die Aufmerksamkeit und am meisten, auch wenn sie viele Fragen noch nicht beantworten können, auf die bevorstehende Hochzeit.
Anschließend beginnen die Großeltern in der Küche das Festessen vorzubereiten. Der einzige Bruder der Geschwister verschwindet auf einen alleinigen Spaziergang und während die Schwestern mit den Kindern spielen und die Schwager sich unterhalten, wirft sich das baldige Ehepaar immer wieder verschmitzte und verliebte Blicke zu und nutzt jede Gelegenheit zum Kuscheln und Küssen.
“Das ist wieder mal typisch. Die zwei verbringen jeden Tag zusammen und können nicht mal im Familienkreis für wenige Stunden die Finger voneinander lassen?”, denkst Du, wie auch die anderen Familienmitglieder?
Ja und Nein.
Der gemeinsame Alltag des Pärchens ist, wie der Name schon verrät, von alltäglichen Situationen bestimmt. Beide gehen einer Ausbildung oder einem Beruf nach, müssen Einkaufen, Wäsche waschen und was sonst noch alles zum Alltag gehört, erledigen. Dabei bleibt nicht viel Zeit für Zweisamkeit. Sie haben gelernt zu harmonieren, sich gegenseitig abzustimmen und gemeinsame Gewohnheiten zu entwickeln.
Feiertage wie auch das Weihnachtsfest bedeutet für das Paar endlich wieder Zeit. Zeit ohne Verpflichtungen und gleichförmige Routinen. Zeit, die sie sich endlich mal wieder in Form von Aufmerksamkeit gegenseitig widmen und schenken können.
Zudem leitet die Verlobung vielleicht einen neuen Abschnitt der jungen Beziehung ein. Vorherige Unstimmigkeiten scheinen nicht mehr wichtig für die einzelnen Partner. Durch die bevorstehende Hochzeit scheint jeder für sich endgültig und im vollem Umfang ja zu dieser Beziehung zu sagen und das bedeutet eine neue Hochphase für das Pärchen. Sie fühlen sich vielleicht wie frisch verliebt und können das „neue“ gemeinsame Leben kaum erwarten. Und mal ehrlich, wenn Du an Deine erste Verliebtheit einer Beziehung zurückdenkst, kannst Du es ihnen auch nicht wirklich verübeln.
Ein weiterer Grund für das Verhalten des jungen Paares ist außerdem, dass beide glücklich sind dem Alltag zu entkommen. Denn Alltag bedeutet für das Pärchen nicht nur Gewohnheit und Routine, sondern auch Kompromisse und damit jede Menge Zündholz für Meinungsverschiedenheiten und Streit.
Besonders vor anstehenden Feiertagen, Familientreffen oder anderen Feierlichkeiten, bei denen viel organisiert und gut geplant werden muss, ist die gegenseitige Abstimmung immer eine Herausforderung.
„Wie schon wieder bei dir? Ich dachte wir wollten abwechselnd Weihnachten bei deinen und meinen Eltern feiern?! Jaja dein Vater ist krank… jaja ich weiß… Aber ich möchte auch mal wieder bei meiner Familie feiern. Und außerdem kann ich deinen Vater nicht leiden…“ - „WAAS?!“
Bei Pärchen beginnt das Chaos des Weihnachtswunders meist bereits noch vor dem eigentlichen Weihnachtsfest mit den Fragen: Feiern wir zusammen? Und wenn ja, bei welcher Familie? Bei zwei Menschen müssen auch immer zwei Gefühle und Wünsche, Vorstellungen und Meinungen zusammengebracht und Mittelwege gefunden werden. Zwar haben sich die Partner einer Beziehung im Alltag gut zusammen eingelebt und gemeinsam Gewohnheiten gebildet, doch auch für sie ist das Weihnachtsfest in Familienkreisen eine besondere Situation. Ein Partner befindet sich immer in der vertrauten Umgebung der eigenen Kindheit, wodurch sich auch die Dynamik zwischen dem Liebespaar ändert.
Kommunikation ist dann das A und O!
Doch das ist leichter gesagt als getan. Viel zu schnell werden Dinge im Affekt gesagt oder getan, die im Nachhinein gar nicht so gemeint waren oder die von Gefühlen, die der Partner zwar getriggert hat, aber nicht die Ursache dafür darstellt, geleitet werden. Natürlich ist es wichtig in einer Partnerschaft offen und ehrlich zueinander zu sein, doch mindestens genau so wichtig ist die Art und Weise der Formulierung.
Gute Kommunikation kann man lernen.
Eine der besten Kommunikationsmöglichkeiten ist die Vermittlung von Ich-Botschaften.
„Ich beobachte,…“ als objektive und sachliche Beobachtung einer Situation;
„Ich fühle…“ als Ausdruck der echten, empfundenen Gefühle;
„Ich erwarte…“ zur Verdeutlichung der eigenen Bedürfnisse
und/oder „Ich wünsche…“ als Vorschlag für zukünftige Reaktionen.
So ist es möglich seinem Gesprächspartner seine eigenen Gefühle und Gedanken verständlich zu machen ohne diesen zu kritisieren oder ihm das Gefühl zu geben, Schuld an etwas zu tragen. Gleichzeitig ist es genauso wichtig seinem Partner zuzuhören. Du solltest ihm das gleiche Gefühl vermitteln, verstanden, gesehen und gehört zu werden, wie Du es Dir von ihm wünschst.